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Dienstag, 6. Februar 2018

5 months update [Deutsch]

Guten Morgen und willkommen zurück,

Ich hoffe, ihr seid bereit für einen sehr langen Beitrag. In meinem fünften Monat ist sehr viel passiert und ich freue mich, euch nun darüber zu berichten. Ich glaube auch ehrlich gesagt nicht, dass keiner der, noch kommenden Monaten den letzten toppen kann.

Gefühlslage

Mein fünfter Monat war eindeutig von Glücksgefühlen geprägt. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal für einen so langen Zeitraum so zufrieden war oder ob es überhaupt jemals vorkam. Selbst schlechte Nachrichten konnten mir nichts anhaben, da ich einfach innerlich glücklich war.
Ich war außerdem super dankbar für viele Dinge, allem voran für meine Gastfamilie. Ich liebe sie einfach schon so sehr und will gar nicht darüber nachdenken, dass meine Zeit mit ihnen begrenzt ist. Ich hatte ein super schönes Weihnachten mit ihnen und selbst wenn wir nicht besonderes unternehmen, macht es mich super glücklich, Zeit mit ihnen zu verbringen.
Ich habe mich in den letzten Wochen wirklich in Mexiko verliebt und wenn ich nur an den Abschied im Sommer denke, wird mir richtig übel. Ich würde gerne noch ein weiteres Jahr hier bleiben, doch aufgrund meines tollen Studienplatzes in Reutlingen ist das leider nicht möglich.
Ich kann gar nicht genau sagen, was genau ich an Mexiko so liebe, aber es ist einfach das Gefühl, dass ich hierher gehöre.
Am Anfang habe ich einiges hier nicht begriffen, aber jetzt, gut ein halbes Jahr nach meiner Ankunft, verstehe ich die Kultur und Zusammenhänge schon um einiges besser (wenn auch nicht komplett) und fühle mich zu Hause, auch wenn es natürlich Dinge gibt, die mich stören.


Erlebnisse

Dieser Teil wird sehr lang werden.
Mein fünfter Monat hat mit der Ankunft meines Gastbruders und der Eltern meiner Gastmutter begonnen, die bis Ende Dezember bei uns waren.

Mein erstes großes Ereignis war eine traditionelle mexikanische Posada. Posadas sind hier in der Vorweihnachtszeit sehr wichtig und ich muss zugeben, dass ich es etwas verrückt fand. Posadas sind Veranstaltungen, die traditionell an den neun Tagen vor Weihnachten als Symbol für die neun Monate der Schwangerschaft Marias mit Jesus stehen.
Normalerweise findet es jeden Tag bei jemand anderem statt (zum Beispiel innerhalb einer Großfamilie und Wohngegend), doch es gibt auch Firmen, die an nur einem Tag eine Posada feiern. Meine Organisation hat in diesem Jahr keine Posada veranstaltet, weswegen ich umso glücklicher war, dass ich die Chance hatte, an einer anderen teilzunehmen.
Diese fand bei unseren Nachbarn statt und es sind gleichzeitig auch Verwandte meiner Gastfamilie.
Die Vorbereitungen gingen am frühen Abend los, da große Mengen an Essen zubereitet werden mussten.
Die eigentliche Veranstaltung beginnt mit der Ankunft einer Menschenmenge beim Gastgeber. Die Gäste müssen vor der verschlossenen Tür warten und es wird abwechselnd drinnen und draußen gesungen. Nachdem die Gastgeber zwei Mal so getan haben, als würde sie die Gäste abweisen, dürfen sie schließlich eintreten. Dieser Vorgang stellt die Suche von Maria und Josef nach einer Herberge in Bethlehem dar.
Danach spricht jemand über ein bestimmtes Thema (in meinem Fall Liebe innerhalb der Familie) und es wird gesungen bevor es schließlich Essen an alle verteilt wurde.
Die Kinder haben am meisten Spaß, wenn die Piñatas aufgehängt werden und sie nacheinander versuchen dürfen, sie kaputt zu machen, um an die Süßigkeiten darin zu kommen. Bevor alle nach Hause gehen, bekommt jedes Kind aber sowieso noch einmal eine Tüte voller Süßigkeiten.
Am 23. Dezember war ich dann noch einmal bei einer Posada und diese lief ähnlich ab wie die gerade Beschriebene, nur blieben wir bei der Ersten noch länger, da es für alle Verwandten der Gastgeber danach noch mehr Essen gab.
Ich hoffe, ihr habt einigermaßen verstanden, was eine Posada ist, da ich es schwer zu beschreiben finde. Falls nicht, empfehle ich euch diesen Artikel zu lesen.


Schon vor dem Heiligen Abend kam ich aus dem Feiern gar nicht mehr raus, da meine beiden Gastgroßväter am 22. und 23. Dezember Geburtstag hatten.
Ich fand es super schön, so viel Zeit mit einem Großteil der Verwandten meiner Gastfamilie zu verbringen und dadurch habe ich auch angefangen, mich wirklich wie zu Hause zu fühlen. Es gab sehr viel leckeres Essen und besonders die vielen Kuchen fand ich super.


Mein Heiligabend begann damit, dass wir "elotes" (Maiskolben) auf dem Platz vor Santo Domingo (der großen Kirche) aßen, wo wir danach auch am Weihnachtsgottesdienst teilnahmen. Es war ein wirklich schöner Gottesdienst, obwohl ich nicht alles verstanden habe. Zurück Zuhause gab es dann sehr viel, sehr gutes Essen (zwei verschiedene Fischgerichte und eines mit Rosmarin), dass meine Gastgroßmutter den ganzen Tag vorbereitet hatte. Wir haben also alle gemeinsam zu Abend gegessen (meine Gasttante aus DF war auch da) und mein Gastbruder versuchte, mir mexikanische Tänze beizubringen (da seine Füße noch heil sind, würde ich es als Erfolg verbuchen). Nach Mitternacht sind wir dann noch zu meinen anderen Gastgroßeltern nach Hause und haben mit den Gästen dort Zeit verbracht. Ich war den ganzen Abend lang super glücklich, was möglichweise zum Teil an dem Mezcal gelegen hat, den wir in den Punsch gemischt haben.

Der Rest der Woche war einfach entspannt und wir unternahmen nicht viel bevor ich am 30. Dezember mit meiner kompletten Gastfamilie (außer meinem Gastbruder) nach Mexiko Stadt fuhr. Dort habe ich nur wenige Stunden verbracht, da es für mich am 31. früh morgens mit dem Flugzeug nach Mérida ging, wo ich bis zum 6. Januar bei einer Freundin (und ehemaligen Gastschülerin) blieb. Die Zeit in Yucatán habe ich unglaublich genossen.
Am 31. waren wir ein bisschen im Zentrum unterwegs bevor wir geholfen haben, fast 500 Luftballons aufzublasen und uns für die Party am Abend fertigzumachen.
Es war eine tolle Nacht und das, obwohl es eine Familienfeier war und ich niemanden außer der Freundin kannte. Es war alles sehr elegant und ich habe mich ein bisschen wie in einem Film gefühlt, was aber eine tolle Erfahrung war.
Silvester wird hier in Mexiko nicht wie in Deutschland mit einem großen Feuerwerk gefeiert, was wohl daran liegt, dass es hier das ganze Jahr erlaubt ist und somit nichts Besonderes ist. Erst nach Mitternacht gab es dann wirklich viel zu Essen, was auch ein großer Unterschied zu meinen bisherigen Silvesterfeiern in Deutschland ist.


Da die Party für uns bis ungefähr vier Uhr morgens ging und ich somit fast 24 Stunden wach war, war ich erleichtert, dass wir am ersten Januar außer Resteessen nicht wirklich viel unternahmen.
Am nächsten Tag sind wir nach Progreso zum Mittagessen gefahren, doch leider war das Wetter die ganze Woche nicht besonders gut und an diesem Tag war es extrem windig und bewölkt, weswegen ich den Strand nicht so sehr genießen konnte wie ich es mir gewünscht hätte.

Am Mittwoch mussten wir früh aufstehen, denn nach einem wirklich leckeren Frühstück in der Waffle's Boutique ging es nach Chichen Itzá, einer berühmten Maya Stätte hier in Mexiko. Als wir ankamen, war die Schlange vor dem Eingang unglaublich lang, doch zum Glück ging es schnell vorwärts und wir mussten nicht allzu lang warten.
Der Ort war trotz der vielen Besucher wirklich beeindruckend, besonders die gut erhaltene Pyramide im Zentrum. Durch die Größe der Stätte verteilen sich die Menschenmassen aber gut, denn es gibt neben der Pyramide noch einige weitere Ruinen, die man sich anschauen kann. An diesem Tag war ich wirklich froh, dass es nicht so heiß war, denn ansonsten wäre der Besuch und das Herumlaufen bestimmt nicht so angenehm gewesen.



Zum Mittagessen sind wir dann nach Valladolid gefahren und haben in einem Restaurant neben der Cenote gegessen. Ein Cenote ist "ein dolinenartiges Kalksteinloch, das durch den Einsturz einer Höhlendecke entstanden und mit Süßwasser gefüllt ist"(Definition von Wikipedia). Besonders auf der Yucatán Halbinsel gibt es viele davon. 
Wir waren leider nicht vorbereitet, um darin schwimmen zu gehen, aber da diese Cenote im Schatten lag, wäre das Wasser wohl sowieso sehr kalt gewesen.


Am nächsten Tag sind wir nach Sisal gefahren, eine kleines Dorf am Meer, wo die Familie meiner Freundin ein Haus am Strand besitzt. Dort ist es wirklich super schön und ich hoffe, dass ich irgendwann einmal dorthin kann, wenn es wärmer ist, um auch baden gehen zu können. Wir haben dort auch zu Mittag gegessen und ich muss sagen, dass ich das Essen in Yucatán super lecker fand, besonders den frischen Fisch.


  
Freitag war dann schon mein letzter vollständiger Tag in Mérida und deswegen haben wir uns eine weitere Maya Stätte angesehen, allerdings war diese in der Nähe der Stadt. Dort habe ich dann die Chance genutzt und bin in einer Cenote schwimmen gegangen. Das Wasser war überraschenderweise sehr warm und ich habe es trotz der nicht so hohen Außentemperatur sehr genossen. Auch die Anlage an sich war sehr schön, denn es war sehr ruhig und mir hat die Atmosphäre dort gut gefallen.



Am Nachmittag sind wir zu einem Shoppingcenter gefahren und ich habe einige neue Kleidungsstücke gekauft, denn ich muss leider zugeben, dass ich europäische Kleidungsmarken einfach bevorzuge, weswegen ich mich davon abhalten musste, noch mehr einzukaufen.
Danach sind wir noch einmal ins Zentrum gefahren, da dort ein Festival stattfand. Jedoch war es sehr voll und wir sind deswegen nicht lange geblieben und haben stattdessen Pizza bestellt.


Am Samstag ging es für mich dann zurück nach Oaxaca und ich war ein bisschen traurig, da mir Mérida wirklich gut gefallen hat. Bei meiner Ankunft hatte ich anfangs das Gefühl, zurück in Europa zu sein, denn Mérida hatte viele Ähnlichkeiten zu spanischen oder portugiesischen Städten, die ich kenne. Die Stadt ist einfach ganz anders als Oaxaca und wird aus gutem Grund die "weiße Stadt" genannt, denn es ist unglaublich sauber dort. Man erkennt schnell, dass dort vor allem Leuten mit einem höheren Einkommen leben, da die Häuser mehrheitlich recht groß sind und vor fast jedem mindestens ein teures Auto steht. Der Verkehr in Mérida ist sehr organisiert und dadurch geht es deutlich weniger chaotisch und laut zu. Die Fahrt vom Flughafen in Oaxaca zurück nach Hause war dadurch erst einmal ein kleiner Schock.
Ich könnte mir gut vorstellen, eines Tages in Mérida zu leben, auch wenn ich Oaxaca sehr mag und es für meinen Freiwilligendienst der perfekte Ort ist.


Der 6. Januar ist ein wichtiger Tag hier in Mexiko, da die Kinder erst dann von den heiligen drei Königen ihre Geschenke bekommen. Außerdem wird traditionell der "roscón" gegessen, ein Hefekranz, in dem sich mehrere kleine Plastikpüppchen in Form des Jesuskindes befinden. Diejenigen, die ein Figürchen in ihrem Stück haben, müssen am 2. Februar Tamales für die Familie machen. Ich hatte schon in Mérida an einem Abend roscón gegessen, dabei aber Glück und keine Figur erwischt, doch hier in Oaxaca war es dann so weit. Und es war nicht das letzte Mal, denn im Büro erwischte ich noch einmal ein Püppchen.

Arbeit

In meinem fünften Monat habe ich nicht wirklich viel gearbeitet, da ich die meiste Zeit Urlaub hatte. Meine Arbeitstage liefen recht ereignisarm ab, denn ich habe einfach meine üblichen Aufgaben erledigt: Überwachung von Artikeln zu bestimmter Themen und gelegentlich Übersetzungen. Nach meinem Urlaub hatte ich dann natürlich einen ganzen Stapel Zeitungen und Artikel zum Durchschauen und war gut beschäftigt-
Ich habe allerdings sowieso nur eine Woche gearbeitet bevor es für mich nach Chiapas zu unserem weltwärts Zwischenseminar ging, mehr darüber erzähle ich euch im nächsten Beitrag. 
Zwei Tage meiner ersten Woche waren außerdem für Planung und Teambuilding reserviert. weswegen ich auch nicht wirklich arbeitete.

Sprache

Ich mag es inzwischen wirklich Spanisch zu sprechen, was ich mir bei meiner Ankunft nie hätte träumen lassen. Wenn ich zurzeit Portugiesisch irgendwo höre, klingt das etwas komisch für mich und ich kann gar nicht mehr sagen, welche der beiden Sprachen mein Favorit ist. Mehr gibt es zu diesem Thema nicht zu erzählen, weswegen ich noch nicht weiß, ob diese Kategorie Teil der nächsten Beiträge sein wird, es sei denn es passiert etwas Spannendes in Bezug auf die Sprache.

Kontakt nach Deutschland

Ich habe immer noch regelmäßig Kontakt zu meiner Familie und Freunden in Deutschland und dafür bin ich sehr dankbar. Am 25. Dezember hatte ich die Möglichkeit mit vielen meiner Verwandten zu skypen, jedoch war ich während des Gesprächs noch sehr müde, da die Party am Heiligabend hier ja doch ziemlich lang ging. Einige vermuteten, dass ich Heimweh hätte, da ich nicht so gut aussah, doch das war überhaupt nicht der Fall.
Nach Weihnachten habe ich auch mit einer meiner besten Freundinnen in Deutschland geskypt und da es das erste Mal seit meiner Ankunft in Deutschland war, war es umso schöner.
Auch wenn ich im Sommer eigentlich nicht zurück nach Deutschland möchte, gibt es doch Personen, bei denen ich mich auf ein Wiedersehen freue und die ich vermisse, auch wenn ich meine Zeit hier sehr genieße.

Ich glaube ich habe nicht zu viel versprochen, als ich schrieb, dass dieser Beitrag sehr lang wird :D Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen und ich gehe davon aus, dass die Länge eine Ausnahme bleiben wird und ich auch nicht noch einmal so viele Fotos (fast 200) in einem einzelnen Monat machen werde.

Bis bald,

Sandra

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