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Dienstag, 17. Oktober 2017

1 month update [Deutsch]

Hallo zusammen,

Ja ich weiß, dieser Post kommt viel zu spät und ich habe auch keine Ausrede dafür, ich hatte einfach keine Lust. Die letzte Zeit war teilweise echt anstrengend und ich habe mich nicht nach schreiben gefühlt. Morgen bin ich schon seit zwei Monaten hier und der Post dazu auf Deutsch wird hoffentlich pünktlicher kommen als dieser hier. Jetzt aber zum eigentlichen Inhalt diesen Posts.

Gefühlslage

Der erste Monat war, wie bereits in einem anderen Post erwähnt, eine Achterbahn der Gefühle für mich. Es gab mehrere Hoch- und Tiefpunkte in dieser Zeit. Als ich diesen Post auf Englisch verfasst habe, war ich gerade mal wieder unten angekommen, da ich starkes Heimweh hatte. Ich habe meine Familie und mein Leben in Deutschland sehr vermisst. Ich muss zugeben, dass ich mich hier manchmal ziemlich einsam fühle und ich es als schwierig empfinde, Mexikaner in meinem Alter kennenzulernen. Ich habe bisher noch keine Hobbys in meiner Nähe gefunden (ich würde beispielsweise gerne Zumba machen), was dazu führt, dass ich viel Zeit in meinem Zimmer verbringe. Ich hoffe wirklich, dass ich das im Laufe des nächsten Monat ändern kann, denn wenn ich mehr zu tun hätte, würde ich mein deutsches Zuhause wohl nicht so sehr vermissen und nicht so oft so traurig sein.
In den ersten Wochen hier in Mexiko habe ich Brasilien sehr vermisst. Ich weiß, dass ich die Länder nicht miteinander vergleichen sollte, aber manche Dinge erinnern mich einfach extrem an meine Zeit in Varginha und dadurch vermisse ich es so sehr. Ich kann ehrlicherweise nicht sagen, ob überhaupt ein Land noch eine Chance gegen Brasilien hat, weil ich dort eben zum ersten Mal allein für längere Zeit gelebt habe. Ich vermisse vor allem die Sprache (ich glaube ich werde Portugiesisch immer etwas mehr lieben als Spanisch, sorry!) und die Warmherzigkeit der (meisten) Brasilianer. Viele Mexikaner sind auch super nett, aber es ist einfach ein anderer Umgang untereinander.
Anderseits gibt es hier in Mexiko viele moderne Dinge (Ausnahme hiervon sind die städtischen Busse), die ich in Brasilien vermisst habe und insgesamt habe ich das Gefühl, dass diese Dinge damit zusammenhängen, dass man hier nördlicher und deutlich näher an den USA ist.
Was mir am Anfang in Brasilien geholfen hat, war in einer Gastfamilie zu leben. Auch wenn ich mich mit meiner ersten nicht besonders gut verstanden habe, war ich trotzdem nicht allein und hatte an den Wochenenden meist etwas zu tun, weil wir uns oft zu Familientreffen oder irgendwelchen anderen Veranstaltungen gegangen sind. Wenn ich die Wahl gehabt hätte, hätte ich mich wohl auch dieses Mal für eine Gastfamilie entschieden, aber meine jetzige Wohngelegenheit ist halt wirklich nahe an meiner Arbeitsstelle und deswegen habe zugestimmt (und nicht früh aufstehen zu müssen ist ja auch echt nicht schlecht). Eigentlich habe ich auch keine Probleme, Zeit allein zu verbringen und brauche das sogar öfter mal, weswegen ich gar nicht verstehe, warum es gerade zu schwierig für mich ist. Ich hoffe, dass ich diesen Umstand in der näheren Zukunft ändern kann und vielleicht lerne ich die Freiheit, die man durch das allein leben hat, ja noch zu schätzen.

Okay, ehrlich gesagt bin ich gar nicht so allein 😉
Erlebnisse

Mein erstes großes Erlebnis war das zweitägige Einführungsseminar gemeinsam mit den anderen Freiwilligen meiner Organisation und unserem Mentor. Am ersten Tag haben wir eine kleine Stadtführung bekommen und typisches Frühstück aus Oaxaca gegessen (um 12 Uhr). Danach haben wir einen Ausflug zu Monte Albán gemacht, einer archäologischen Stätte der Zapoteken. Ich mochte es dort wirklich und es war super interessant und beeindruckend, aber leider hatten wir nicht so viel Zeit, um uns alles genau anzuschauen, da es angefangen hat, zu gewittern (Regen am Nachmittag war hier in der letzten Zeit leider üblich). Aber immerhin konnten wir ein paar tolle Fotos machen :D


Am zweiten Tag waren wir dem nahegelegenen Dorf, in dem mein Mentor wohnt. Wir hatten einen Workshop über wichtige Themen für unser Jahr in einem Hotel und insgesamt war es ein toller Tag, auch wenn es etwas anstrengend war, so viele Informationen zu bekommen und außerdem hat es wieder geregnet. Am Abend sind wir zusammen in einen Bar und haben eine Mezkal Kostprobe bekommen. Ich mag den Geschmack von Alkohol allgemein nicht, habe aber trotzdem mitgemacht. Natürlich hat es mir nicht geschmeckt, aber Spaß hatte ich trotzdem.


Ein wichtiges Ereignis, von dem die meisten von euch wahrscheinlich auch in Deutschland etwas mitbekommen haben, war das erste Erdbeben am 7. September, das ich miterleben musste. Es war ein ziemlicher Schock, da ich vorher noch nie etwas Ähnliches erlebt hatte. Es war ein Zufall, dass ich zu dem Zeitpunkt überhaupt noch wach war, da ich hier eigentlich recht früh schlafen gehe. Trotzdem habe ich erst sehr spät begriffen, was eigentlich vor sich geht. Erst der Erdbebenalarm ließ es mich realisieren und zu diesem Zeitpunkt bebte die Erde schon so stark, dass ich mich nicht aus meinem Zimmer traute, weswegen ich mich unter meinem Schreibtisch verkroch, um mich wenigstens vor herunterfallenden Gegenständen zu schützen. Das war nicht die beste Reaktion, weil man eigentlich das Haus verlassen sollte, aber immerhin lernt man erst aus Erfahrungen wirklich.
Ich muss sagen, dass ich danach nicht wirklich in Panik verfiel, sondern einfach schlafen ging und erst um 6.30 Uhr aufwachte, als meine Mutter mich anriefen, da sie sich Sorgen machte, weil ich vergessen hatte, ihr in der Nacht noch zu schreiben (ups!). Und natürlich hatten die Bilder der Zerstörung inzwischen auch Deutschland erreicht.
Ich wurde vor allem bei meiner Arbeit sehr oft gefragt, ob ich okay bin, aber ich habe das Gefühl, dass es manchen Mexikanern schwerer fällt mit der Situation umzugehen als mir. Ich habe in den letzten Monaten gelernt, dass ich in schlimmen Momenten komischerweise sehr ruhig bleibe.

An dem Wochenende nach dem Erdbeben bin ich zum ersten Mal mit ein paar anderen Freiwilligen (nicht nur von meiner Organisation) abends weg gewesen. Wir waren zuerst in einer Bar und danach noch in einem Club und es war insgesamt ein schöner Abend. Ich muss sagen, dass ich mich relativ sicher fühle und glücklicherweise musste ich nicht allein mit dem Taxi nach Hause fahren. Normalerweise steige ich aber etwas von meinem Haus entfernt aus, da es relativ schwierig für mich ist, zu erklären, wo ich wohne und laufe dann den Rest und das ist auch im Dunkeln kein Problem, was ich vorher nie gedacht hätte. Aber mein Stadtviertel ist dafür bekannt, sehr ruhig und sicher zu sein.

Am Samstag (16. September) war hier der Unabhängigkeitstag, allerdings wurden in den Zeitungen geschrieben, dass die Feierlichkeiten am Freitagabend wegen des Erdbebens und der Trauer aufgrund der Folgen in Teilen Oaxacas abgesagt wären. Gestern kam mich allerdings eine Freiwillige besuchen und erzählte mir, dass es am Freitag doch eine Zeremonie gab. Ich bin wirklich enttäuscht, dass ich das verpasst habe...

Arbeit

Die Arbeit ist ja eigentlich das Hauptaugenmerk meiner Zeit hier. Und es ist bisher auch das Beste daran. Ich mag es sehr, arbeiten zu gehen, auch wenn ich noch dabei bin, mich einzugewöhnen und den Kontext zu verstehen. Deswegen lese ich noch sehr viel und probiere einfach so viel wie möglich zu verstehen.
Der Grund, weswegen meine Arbeit so toll ist, sind aber meine Kollegen und Kolleginnen. Sie sind alle sehr nett zu mir und ich fühle mich sehr willkommen.
Wir essen jeden Tag zusammen zu Mittag und dass ist fast meine Lieblingszeit am Tag, auch wenn ich noch nicht alles verstehe, über das gesprochen wird.

Nach dem Erdbeben haben wir angefangen Sachspenden wie zum Beispiel Lebensmittel und Hygieneartikel zu sammeln, eben alles, was in den zerstörten Regionen dringend benötigt wird. Ich habe dabei einiges gelernt, vor allem wie es möglich ist, so etwas so schnell auf die Beine zu stellen. Ich habe außerdem miterlebt, wie eine Mission in die betroffenen Regionen organisiert wird.
Davor war ich auch schon bei zwei Pressekonferenzen (allerdings zu anderen Themen) und genau das sind die Dinge, auf die ich vorher mich gehofft hatte und ich denke, dass meine Organisation und meine Arbeit gut zu mir passen.

Bitte ignoriert den Fehler, falls ihr ihn steht 🙈

Sprache

Am Anfang, als ich hier ankam, war ich etwas geschockt, da ich einige Probleme mit dem Verstehen hatte. Bisher ist mir das im Spanischen nicht passiert, aber natürlich werden hier teilweise andere Wörter benutzt und der Akzent ist einfach anders als ich es kenne. Ich habe das Gefühl, dass es schon etwas besser geworden ist, aber ich weiß auch, dass es bei bestimmten Themen immer schwierig bleiben wird, da mir einfach das Vokabular dafür fehlt und ich den Kontext (noch) nicht kenne. Das Sprechen ist in Ordnung, es hilft mir ziemlich, dass ich in der Schule Grammatik hatte, auch wenn ich die Verwendung von Indefinido und Imperfecto trotzdem nicht wirklich kann.
Manchmal fehlen mir natürlich Wörter, besonders wenn ich Texte auf einem etwas höheren Niveau schreibe oder anspruchsvollere Texte lesen, aber ich habe die Vokabeln für diese Themen auch nie gelernt und wozu gibt es sonst Wörterbücher? Ich hoffe, dass sich mein Spanisch in den kommenden Monaten deutlich verbessert, aber da ich in der Sprache arbeite und sie im Alltag nutze, bin ich zuversichtlich, was das angeht.

Kontakt nach Deutschland

Ich habe sehr viel Kontakt nach Deutschland, besonders mit meiner Mutter. Ich telefoniere eigentlich jedes Wochenende über WhatsApp mit ihr (Skype lässt uns leider im Stich) und unter der Woche schreiben wir. Auch wenn ich oft Heimweh habe, denke ich, dass es für mich in der Situation trotzdem gut ist, da es mir dadurch besser geht.
Ich habe außerdem Kontakt zu Deutschen Freunden und anderen Freiwilligen, die in anderen Ländern arbeiten.
Ich schreibe außerdem wieder ziemlich viel mit meinen Brasilianischen Freunden, weil ich sie, seit ich hier bin, noch mehr vermisse. Und natürlich vermisse ich auch das Land an sich, fast noch mehr als Deutschland.

Zwei weitere süße Katzenbilder, weil die immer gehen 😄

So hier ist nun endlich die deutsche Übersetzung des, schon nicht mehr ganz aktuellen, Post zu meinem ersten Monat in Mexiko. Ich werde versuchen, denn nächsten schneller auch auf Deutsch zu posten, wenn alles gut läuft, noch im Laufe dieser Woche.

¡Hasta luego!
Sandra

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